Live Classics Vol. 9

THIN LIZZY - Live And Dangerous
"Lizzy, Lizzy, Lizzy......" skandieren die (londoner) fans zu beginn, dieser im sommer `78 veröffentlichten do-lp und kurz darauf brechen die eröffnungsakkorde des bringers "jailbreak" über die versammelte gemeinde herein. von beginn weg ist dem/der hörer/in klar, wer bei songs wie "rosalie", "dancing in the moonlight", "the boys are back in town" oder "the rocker" nicht in die imaginären saiten greift sowie die eine oder andere rockstar-pose zum besten gibt, der/die strickt beim durchhören wahrscheinlich einen ärmellosen pullover.
THIN LIZZY, gegen ende `69 in dublin vom halb-iren / halb-brasilio Phil Lynott (der Hendrix look-a-like mußte für dieses mischungsverhältnis genug einstecken, heute steht ihm zu ehren eine statue) an baß & gesang sowie schlagzeuger Brian Downey plus der mithilfe von gitarrist Eric Bell als auch keyboarder Eric Wrixon gegründet. letzterer verließ bereits nach der ersten, 1970 erschienenen 7-inch "the farmer", welche weniger als 300 stück verkaufte, enttäuscht die band. obwohl die gruppe praktisch vom start weg als sehenswerter live-act galt, brauchte es label-, manager- sowie personalwechsel samt ein paar alben, bis die formation in die erfolgsspur fand.
die songs dieses konzertdokuments wurden am 14./15./16. november 1976, während der tournee zum longplayer "johnny the fox" in london, hammersmith als auch am 28. oktober 1977 in toronto, im zuge der "bad reputation" tour, mittels mobilem studio, unter der aufsicht des (nun) legendären produzenten Tony Visconti mitgeschnitten. er hatte damals bereits künstler wie T. Rex, David Bowie oder auch Osibisa erfolgreich produziert und soll die aufnahmen angeblich auch noch im studio "nachgeschliffen" haben. doch dies tut dem spaß keinen abbruch. die gitarrenriffs kommen wie peitschenschläge aus den lautsprechern, die baßläufe springen durchs zimmer und das schlagzeug hämmert unermüdlich drauflos. verantwortlich dafür, das hier vertretene, klassische (Gary Moore hin & Snowy White her) line-up in form von Lynott, den perfekt harmonierenden gitarristen Scott Gorham und Brian Robertson sowie schlagwerker Brian Downey, die ein definitiv hörenswertes potpourri ihres im folk wie auch im blues verwurzelten und auf melodie bedachten hard rocks zum besten geben, welches sich zum bestverkauften longplayer von THIN LIZZY entwickelte.
unglücklicherweise stieg parallel zum erfolg auch der gruppeninterne alkohol- & drogenkonsum. von leichtem suchtgift plus ein paar bier wechselte man ins stärkere fach. aus marihuana wurde kokain und aus diesem heroin. geraucht, geschnupft, geschossen - hasta la vista, babies. man konnte zwar mit der lp "black rose" (abermals umbesetzt) gleich einen knüller nachlegen, doch der mißbrauch forderte stück für stück seinen tribut. Phil, der eigentlich immer der erste sowie auch letzte im studio gewesen war, wurde nachlässig und sein neuer, bester freund hieß paranoia. das besetzungskarussell drehte sich weiter, sein wich dem schein. die folgenden werke "chinatown", "renegade" als auch "thunder and lightning" waren mehr (im u.k.) oder weniger erfolgreich und teilweise betrieb Lynott auch eine mäßig wirkungsvolle solokarriere. ende `83 wurde das letzte THIN LIZZY werk "life" veröffentlicht. ebenfalls ein (weniger spektakuäres) live-album. am 4. jänner 1986 verstarb Phil Lynott 35-jährig an multiplem organversagen, beruhend auf seinem massiven drogenkonsum.
THIN LIZZY wurde über die jahre immer wieder von hinterbliebenen wiederbelebt und tourt aktuell in der (interessanten) besetzung Gorham, Downey, Darren Wharton (keyboards, war bei der letzten studiolp schon dabei), Vivian Campbell (gitarre, Def Leppard), Ricky Warwick (gesang/gitarre, ex- The Almighty) und Marco Mendoza (baß, ex- Whitesnake), um die alten gassenhauer unters volk zu bringen.
turntable - 12. Dez, 16:11