Passende Geschwindigkeit

BEADY EYE, also personell gesehen, die letzte inkarnation von Oasis minus Noel Gallagher, der die streitereien mit seinem bruder satt hatte und das handtuch warf, haben dieser tage ihr debüt "different gear, still speeding" veröffentlicht. eigentlich wollte sänger wie großmaul Liam Gallagher den eingeführten namen (Oasis) anfangs (vielleicht auch im ersten trennungszorn) weiterverwenden, doch dies war nicht durchsetzbar. somit entschied man sich für die würdevollere lösung einer (quasi) neugründung. andererseits, warum sollte man auch die nun schwer angeschlagene kuh herumschleifen, bis sie vollends ausgeblutet ist?
besagtes album wurde letztes jahr in london unter mithilfe des erfahrenen, mehrfach bewährten produzenten Steve Lillywhite eingespielt. er arbeitete schon für die Simple Minds, Rolling Stones, Big Country, U2, Peter Gabriel usw. . wenn man solch ein kaliber engagiert, dann bekommt man eben eine solide, professionelle produktion, wie die 13 songs auf diesem erstling beweisen. vom rockigen opener "four letter word", der scheinbar ein gruß an den ehemaligen kollegen ist, über das Lennon-eske, bereits bekannte "the roller", bis zum chilligen closer "the morning son". in summe ein ambitionierter, bodenständiger, harmonischer longplayer, der, was mich betrifft, besser ausfällt als erwartet. dachte die formation würde nach dem plötzlichen abgang ihres (einstigen) masterminds, das zur zeit an einem solo-output werkt, haltlos in der atmosphäre treiben, doch das ganze wirkt eher, als hätte sich ein bremsklotz gelöst - zumindest was die unmittelbare vergangenheit der einstigen britpop-helden betrifft.
das songwriting teilten sich Liam sowie die beiden gitarristen Gem Archer & Andy Bell. der dienstjüngste, drummer Chris Sharrock, konnte sich zur gänze auf sein schlagzeugspiel konzentrieren. so manche komposition dürfte schon zu Oasis-zeiten, zumindest als entwurf, das licht der welt erblickt haben. okay, diese veröffentlichung schreibt jetzt nicht die musikgeschichte neu und wird auch darin nicht als meilenstein aufscheinen, doch sie hat ihre daseinsberechtigung. einziger kritikpunkt ist das billige, häßliche (album-) cover - front als auch back - direkt eine werbung für mp3s.
jedenfalls haben BEADY EYE musikalisch ihr revier markiert, dies mit einer ordentlichen duftnote. die erwartungshaltung, vor allem seitens der medien, war groß und so sind sie momentan auch dementsprechend vertreten. den vogel schoß dabei der deutsche ableger des Rolling Stones magazins ab. er hat das quartett in seiner aktuellen ausgabe nicht nur als titelstory, sondern legte dem heft auch ein 7-inch-vinyl der truppe bei. "the roller" gibt die rille auf der a-seite zum besten, die rückseite hat die signaturen der bandmitglieder eingraviert. was jetzt vielleicht nicht nach dem großen heuler klingt, ist eben ein sammlerstück und wird in bälde wohl auf plattenbörsen sowie bei internetauktionshäusern feilgeboten werden. auch mit internationalem interesse ist zu rechnen.
ob BEADY EYE als eigenständiges projekt bestehen werden, oder sich die streithähne wieder versöhnen um mit dem goldesel Oasis abermals die felder zu beackern, wird die zukunft weisen.

turntable - 27. Feb, 17:28