My Life Has Been A Song

ROBIN GIBB, ein drittel der über dekaden weltweit erfolgreichen popgruppe Bee Gees, wurde am 22. dezember 1949, weniger als eine stunde vor seinem zwillingsbruder Maurice (zweites drittel), auf der isle of man, u.k. geboren. er hatte eine ältere schwester namens Lesley sowie bruder, Barry, der das (spätere) trio komplettierte als auch kommandierte. die eltern waren Hugh, vorstand des Hughie Gibb Orchestra, und Barbara, eine sängerin. sie brachte 1958 noch einen nachzügler, der Andy getauft wurde, auf die welt.
die musikalische karriere des dreiers begann 1955, mittlerweile in manchester, wo man an hausecken mitunter auch eigenes material zum besten gab, oder im rahmen eines gesangvereins in kinos als pausenfüller auftrat. man nannte sich Rattlesnakes oder Wee Johnny Hayes & The Blue Cats. nach der geburt von Andy wanderte die familie nach brisbane, australien aus. dort hießen die jungs vorerst B.G.´s, dann BEE GEES. letzteres stand in erster linie für Barbara Gibb und in zweiter für Brothers Gibb. inspiriert vom Stax-sound sowie von den Everly Brothers, spielte man in diversen clubs, trat in radio shows und bei talentwettbewerben auf. ihr vater unterstützte sie, kümmerte sich um ihre karriere und stellte seine hintenan. 1963 unterschrieb das trio bei Festival Records und zog infolge nach sidney, der musikhauptstadt des landes. es wurden einige singles plus zwei alben ("barry gibb and the bee gees sing and play 14 barry gibb songs", "spick and specks") veröffentlicht und die jungs hatten auch eine eigene fernsehshow, doch der erfolg hielt sich in überschaubaren grenzen.
so sandte die gruppe ein demoband nach england, zu Nems Enterprises, die firma des The Beatles managers Brian Epstein. seine rechte hand Robert Stigwood, ebenfalls australier, erkannte in ihnen eine mischung aus den pilzköpfen sowie den Walker Brothers, bot ihnen einen management-vertrag an und hatte bald auch eine plattenfirma an der hand. somit kehrten die brüder 1967 wieder nach england zurück, unterschrieben bei Polydor (u.k. plus europa) sowie Atko (u.s.) und verstärkten sich mit den beiden australien-auswanderern Colin Peterson (schlagzeug) wie Vince Melouney (gitarre). Maurice bediente den baß, Barry eine weitere gitarre, Robin konzentrierte sich auf das singen. nur zu dieser zeit waren die Bee Gees ein quintett. noch im selben jahr erschien die erste, weltweite single "new york mining disaster 1941", welche bereits an den top-ten kratzte. fast gleichzeitig ging bei den aussies der song "spick and specks" ab. der debüt-longplayer ("first") für den neuen dienstgeber folgte auf den fuß und warf auch gleich die erste u.k. nummer eins mit "massachusetts" ab.
die alben "horizontal" bzw. "idea" folgten im akkord. so viel (altersmäßig gesehen) früher erfolg muß auch ausreichend gefeiert werden. dies, der ganze rummel als auch die intensive arbeitsweise forderten ihren tribut. die nächste (do-) lp sollte einen richtungswechsel darstellen. konzeptwerke waren gerade in, komplizierte, progressive sounds mit hintergrund in mode. im märz `69 erschien "odessa". von der gemeinde damals halbherzig aufgenommen, ist der output heute rehabilitiert. bereits zu beginn der aufnahmen schmiß Melouney alles hin. in weiterer folge kam es zu internen spannungen, streitereien, rivalität, egoproblemen, musikalischen differenzen sowie verletzten stolz. anschließend verließ Robin unter klagsandrohungen die band und hatte mit "saved by the bell" umgehend einen top-hit. Peterson wurde gefeuert, Barry & Maurice machten vorerst als duo weiter. fabrizierten ein paar 7-inches sowie den tv-soundtrack "cucumber castle", wobei sie auch mitspielten (im tv). die gegenpartei warf den longplayer "robin´s reign" in die schlacht. der erfolg war auf beiden seiten eher dürftig und so raufte man sich wieder zusammen. generell war das verhältnis der brüder eher bandbezogen denn privat. es war die musik, welche sie verband, nicht unbedingt das blut.
trotz der wiederum geballten kraft konnte man nicht so richtig an die alten erfolge anschließen. im gegenteil, die spirale drehte sich eher nach unten. nach drei weiteren, weniger erfolgreichen alben plus einer zusätzlichen tv-filmmusik, erschien 1973, die formation war nun in los angeles ansässig, die lp "life in a tin can" bei Robert Stigwood´s neuem RSO label (Robert Stigwood Organisation). konnte aber weder in eigener sache, noch mit auskopplungen punkten. die welt schien genug von den tränendrüsen-balladen zu haben. bei den "tin can" sessions wurde auch noch material für ein weiteres, vielsagend als "a knock in the head is worth eight in the pants" geplant, aufgenommen, doch der nunmehrige u.s.-vertragspartner Atlantic lehnte dankend ab, wollte einen aktuelleren sound. nach einem erfolglosen appetithappen in form von "wouldn´t i be someone" wanderte das restliche material in die archive. jazz- wie soul-produzent Arif Mardin, der bereits erfolgreich mit u.a. Eddie Harris, Aretha Franklin, Dusty Springfield oder Donny Hathaway gearbeitet hatte, wurde von Atlantic ins spiel gebracht. black music hatte ohnehin immer eine faszination auf die brüder ausgeübt, hier könnte nun angeknüpft und ein stilwechsel vollbracht werden. Mardin wies sie auf diese neue tanzbewegung hin, baute r&b sowie philly-grooves ein und brachte sie richtung falsett-gesang. "mr. natural" (lp) aus `74 war noch ein mäßig reüssierender probelauf, doch ein jahr später fuhr man mit "main course" (zumindest in den staaten) voll in der spur. hierbei kamen disco, funk als auch synthesizers ins spiel und die vorabsingle "jive talkin´" war pures dancefloor-futter, welches sich an die spitzen der charts drehte.
auch der nachfolgende longplayer, "children of the world", vertragsbedingt ohne Mardin, vermittelte erfolgreich dieses feeling. es folgte mitte `77 die live-do-lp "here at last", welche eher den klassischen BEE GEES sound präsentierte. Stigwood, der bereits filmversionen von musicals wie "jesus christ superstar" oder "tommy" produziert hatte, wollte nun einen streifen über eben dieses pulsierende, wachsende disco-movement machen und bat seine schützlinge um pasendes material. die brüder adaptierten ein paar leftovers und warfen sie in den briefkasten. jene, paketiert mit ein paar szene-erprobten tanzbodenfegern plus zwei Gibbs-kompositionen, dargeboten von anderen künstlern, ergaben den damals heißesten soundtrack des universums. der film dazu, mit premiere ende `77, hieß "saturday night fever", schoß hauptdarsteller John Travolta in die umlaufbahn, machte den dreier zu strahlenden discokugeln und brachte diese tanz-bewegung, ende der siebziger, bis ins letzte hinterland. die BEE GEES hatten nun wieder voll fahrt aufgenommen und legten im februar `79 mit "spirits having flown" den passenden longplayer nach.
für die weiße durchschnittsbevölkerung hatte disco nunmehr drei gesichter - Barry, Robin, Maurice. ihre harmonie-gesänge gingen durch mark und bein. böse zungen sprachen abwertend vom eunuchengesang, doch der erfolg gab den BEE GEES recht. daran konnte selbst der dazwischen erschienene RSO-film-flop "sgt. pepper´s lonely hearts club band", basierend auf dem The Beatles werk, mit den dreien plus Peter Frampton als hauptdarsteller, nichts ändern. kostete doppelt soviel wie der Travolta-streifen, spielte aber nur einen kleinen bruchteil davon ein.
es folgte ende `81 das eher traditionell gehaltene album "living eyes", welches den erwartungen der (neuen) fans nicht entsprach. da schon eher der soundtrack zum "saturday night fever" nachfolger "staying alive", für den das trio eine langspielplatten-seite beigesteuert hatte, die zugleich das ende der beziehung zu Robert Stigwood darstellte. man trennte sich im bösen. das trio unterzeichnete weltweit bei Warner Bros. und konnte mit dem (nun) wieder von Arif Mardin produzierten longplayer "e.s.p." (sep. ´87), nach mehrjähriger auszeit, umgehend punkten. anschließend schlug das pendel aber wieder in die andere richtung aus. die brüder waren aus der mode - zumindest was die u.s. of a. betraf.
im märz 1988 starb nesthäkchen Andy Gibb in Robin´s haus in england an herzversagen. wohl ausgelöst durch seinen exzessiven lebensstil, welcher auch seiner karriere, bei der ihm seine brüder mehrmals unterstützten, massiv schadete. das trio rückte wieder näher zusammen, konnte aber mit dem 89er output "one" nur bedingt überzeugen. auch die nachfolger "high civilization", "size isn´t everything", "still waters" u.s.w., konnten nicht an alte hoch-zeiten anschließen, wenn sie auch auf (verkaufsmäßig) höherem niveau abstanken. über die jahre schrieben sie auch hits für andere, produzierten, gemeinsam oder einzeln, den einen oder die andere künstler/in und räumten verdientermaßen auszeichnungen, würdigungen und ehrungen ab. das letzte gemeinschaftliche album war 2001´s "this is where i came in" und hatte nichts, was nicht schon dagewesen wäre.
2003 starb multi-instrumentalist Maurice an den folgen eines medizinischen eingriffs und die BEE GEES waren geschichte. es gab wohl in den letzten jahren noch vereinte auftritte von Barry & Robin, bei wohltätigkeitsveranstaltungen, zu besonderen anlässen oder als attraktion bei casting-shows, jedoch stand ein weiterwursteln, zumindest aus Barry´s sicht, nicht zur debatte.
ROBIN GIBB, der 1966 schon einen autounfall überlebte und ende `67 mit seiner freundin und späteren frau Molly Hullins ein schreckliches zugsunglück (hither green, 49 tote) nahezu unbeschadet überstand, kam im august 2010 mit magenschmerzen ins spital und kämpfte seit damals mit dem krebs um sein leben. am 20. mai verstarb er im kreise seiner nunmehrigen familie. er sah in sich selbst eine spirituelle person, fühlte sich als brite, war mittlerweile vegetarier und hatte über die jahre alkohol wie nikotin aufgegeben. ROBIN GIBB lieferte während seiner laufbahn sechs mäßig erfolgreiche soloalben ab. sein letztes war das heuer veröffentlichte sowie am 10. april durch das Royal Philharmonic Orchestra ur-aufgeführte, klassische werk "the titanic requiem". dieses hatte er gemeinsam mit seinem sohn aus zweiter ehe, Robin-John, komponiert, konnte der premiere aber aus gesundheitsgründen nicht beiwohnen.
während ihrer zeit in manchester drehten die brüder auch das eine oder andere linke ding, doch ins gefängnis mußte er, zumindest für ein paar stunden, erst in den 80ern. ROBIN hatte den scheidungsvertrag mit seiner ersten gemahlin, mit der er auch zwei kinder hatte, verletzt. mit seiner zweiten angetrauten, Dwina Murphy, lebte er, auf beider wunsch, in einer losen, ungezwungenen partnerschaft. er tourte auch hin & wieder in eigener sache. jedoch zuletzt nur, sofern es sein zustand zuließ. wenn er interviews gab, hatte man stets das gefühl, daß er gerne über die alten zeiten spricht. diesen werden wir wohl in nächster zeit auch nicht entkommen. es wird sicherlich aus allen archiven gefeuert werden. bücher, re-releases, musical, dvds, unveröffentlichtes, tribute, dokumentationen und schon vor seinem tod war ein Bee Gees biopic in planung. "stayin´ alive" ist das motto.
turntable - 27. Mai, 20:55