Baroque Star

JON DOUGLAS LORD, geboren am 9. juni 1941 in leicester, england, als sohn von Miriam & Reg, fand bereits früh seinen weg zur musik. im elternhaus stand ein piano und schon als 5-jähriger erhielt er klassischen klavierunterricht. als teenager war er jedoch hauptsächlich an jazz wie rock & roll interessiert. somit könnte man seine einflüße grob mit Johann Sebastian Bach, Jimmy Smith sowie Jerry Lee Lewis umreißen. mit 19 jahren bekam er ein stipendium an einer theaterschule in london. allerdings spielte er, zu beginn der 60er, abends in pubs mit jazz aber auch rhythm & blues bands und jobbte nebenbei als session-musiker. hier lag seine bestimmung. 1963 hatte er sein erstes elektronisches tasteninstrument und stieß als keyboarder zu Arthur Wood´s r&b-combo The Artwoods. ein haufen, der zwar umtriebig aber gleichfalls kurzlebig war und es nur zu einer (anerkannter) lp namens "art gallery" brachte.
eine noch kürzere lebensdauer war der nächsten station des verblichenen beschienen - Santa Barbara Machine Head, in der er u.a. mit Art´s bruder Ronnie zusammenspielte. publicity-trächtiger war da schon sein gastspiel als tour-musiker der psychedelic pop group The Flowerpot Men, wobei er erstmals auf bassist Nick Simper traf. jedoch hatte LORD seinen musikalischen (stamm-) platz noch nicht gefunden.
der ehemalige schlagzeuger der mersey beat band The Searchers, Chris Curtis, hatte 1967 vor, eine formation mit namen Roundabout aufzustellen, um seine vokalkünste unters volk zu bringen. wandte sich in dieser sache an den geschäftsmann Tony Edwards, ob er nicht ins music-business investieren wolle. dies war damals nicht ungewöhnlich und als investor oder manager konnte man mitunter mehr rausholen, wie die musiker selbst. somit war er interessiert und brachte auch noch John Coletta als partner mit an bord. Curtis machte Lord das projekt schmackhaft und man kontaktierte den bereits geeichten gitarristen Ritchie Blackmore. weiters kamen Chris´ bruder Dave (baß) und via annonce schlagzeuger Bobby Woodman dazu. die jungs mieteten sich ein haus um zu proben, kamen jedoch auf keinen grünen zweig. infolge verabschiedeten sich die Curtis-brüder sowie Woodman. Ritchie brachte nun drummer Ian Paice (ex- Maze) dazu und dieser empfahl seinen (band-) kollegen Rod Evans (gesang). komplettiert wurde das line-up vom bereits erwähnten Nick Simper. im april `68 gab man das live-debüt am europäischen festland als DEEP PURPLE.
diese aufstellung hatte mit der ersten single, einer coverversion von Joe South´s "hush", umgehend einen hit in den staaten und brachte in weiterer folge drei lps raus. "shades of deep purple" (1968), "book of taliesyn" (1969) plus im selben jahr "deep purple". der sound war angelehnt an ihre leitbilder, dem u.s. psychedelic-symphonic rock act Vanilla Fudge, doch auch die spätere linie war schon erkennbar. dominiert wurde DEEP PURPLE von den beiden (gegensätzlichen) polen Jon Lord sowie Ritchie Blackmore. der eine wollte mehr klassisches, jazziges, der andere tendierte eher zur vollen rock-breitseite. aber um den nächsten schritt zu tun, mußten Simper wie Evans gehen, darin war man sich einig. für sie kamen zwei musiker der pop gruppe Episode Six - Roger Glover (bass) & Ian Gillan (vocals). nun hatte man die ultimative aufstellung, in fachkreisen auch mk.II genannt.
der erste gemeinsame schuß ging aber eher nach hinten los. das von Lord initierte "concerto for group and orchestra" (1970) war zwar wegen der fusion von rock mit klassik vielbeachtet, verkaufte im gegenzug aber eher mäßig. daher riß Blackmore das riff-ruder herum und infolgedessen zementierten die veröffentlichungen "in rock" (1970), "fireball" (1971), "machine head" (1972), "who do we think we are!" (1973) plus der all-time-live-klassiker "made in japan" (1972) den ruf der band, beeinflußten generationen von nachkommen und stellten PURPLE auf eine stufe mit Black Sabbath als auch Led Zeppelin.
dennoch war die geschichte des quartetts immer wieder von streit, zwietracht, mißgunst, neid oder egoproblemen begleitet und somit kam es 1973 abermals zu umbesetzungen. der bereits isolierte Gillan wurde durch den newcomer David Coverdale und Glover mit Glenn Hughes (ex- Trapeze) ersetzt. der sound bekam einen blues-einschlag, trotzdem oder gerade deswegen ließen "burn" als auch "stormbringer" (beide 1974) kaum etwas anbrennen. der druck auf die truppe wurde immer stärker, massives touren zerrte an den nerven, die bühne glich einem minenfeld, Blackmore wurde unberechenbar. auch paßte ihm die weitere musikalische entwicklung nicht und er packte seine gitarren-koffer. ihn ersetzte wunderknabe Tommy Bolin (ex- James Gang), der jedoch ein schweres drogenproblem als ballast mitbrachte. aber auch Hughes stand damals neben sich. "come taste the band" (1975) rundete die bandgeschichte vorerst ab.
schon während seiner zeit bei Deep Purple brachte JON LORD zwei soloalben ("gemini suite", "windows") sowie eine kollaboration mit kumpel Tony Ashton ("first of the big bands") in die läden, im trennungsjahr (1976) veröffentlichte er "sarabande", seinen meistbeachtesten output. er stürzte sich nun förmlich in die arbeit und (mitbe-) gründete Paice, Ashton & Lord. unterstützt wurden sie dabei von Bernie Marsden an der gitarre (ex- Babe Ruth) als auch bassist Paul Martinez (ex- Stretch). nach einem "malice in wonderland" (`77) betitelten longplayer verabschiedete sich Marsden in richtung des, aus heutiger sicht, erfolgreichsten Purple-ableger - (Coverdale´s) Whitesnake. LORD und kurz darauf Paice folgten. aber JON fühlte sich in dieser formation generell unter wert geschlagen und nebenbei schlecht bezahlt. so tauchte er daneben immer wieder wo als gastmusiker auf und produzierte weiters musik für das fernsehen.
die reuniongespräche von DEEP PURPLE mk.II kamen ihm da wie gelegen, er fühlte sich bereit und 1984 waren Gillan, Blackmore, Glover, Paice sowie Lord wieder eine einheit - zumindest anfangs. "perfect strangers" hieß die comeback-scheibe gegen ende `84 und der wiedererwachte anhang stürmte die plattengeschäfte. eine ausgedehnte world tour wurde absolviert, bei der kein gehörgang geschont wurde. darauf folgte im jänner `87 "the house of blue light". beide longplayer plus alles was folgte, machten das PURPLE-kraut nicht fett, nichts konnte sich mit den klassikern messen, doch die shows nach der wiedervereinigung ließen die alte genialität aufblitzen, waren ein erlebnis. aber die fassade bröckelte bereits. Gillan verließ, nach stetigen differenzen mit Blackmore, mitte `89 das gefüge, kehrte jedoch ende `92 wieder zurück. indessen war ein jahr später abermals Blackmore weg. das personal-karussell drehte sich weiter, andere mitstreiter sollten folgen, der stammbaum wuchs & gedieh. im jahre `99 wiederholte man Lord´s herzstück, das "concerto for group and orchestra" und der tastenmann hatte seinen endgültig letzten auftritt mit DEEP PURPLE, die immer noch rumwerken, am 19. september 2002 in ipswich, england.
von nun an widmete sich JON LORD wieder vermehrt der klassischen tonkunst, trat mit orchestern auf, hatte aber mit freunden auch sein Blues Project am laufen und war 2011 gleichfalls an der weiterführung der charity-sache Rock Aid Armenia, in form von Who Cares mit u.a. Tony Iommi (Black Sabbath), Gillan oder Jason Newsted (Metallica), beteiligt. bis ihm fast gleichzeitig die diagnose bauchspeichel-drüsenkrebs einholte. nach erfolgter therapie machte er schaumgebremst weiter. mit unterstützung von n.a. Joe Bonamassa, Bruce Dickinson (Iron Maiden) oder Steve Morse (zuletzt Purple) setzte er sein "concerto" im studio um. dann mußte er abermals ins spital und erlag am 16. juli in einer londoner klinik einer lungenembolie.
JON heiratete zweimal und hat aus jeder ehe eine tochter. sein name wird stets mit Deep Purple verbunden sein, jener einflußreichen hard rock band, der er mit seinen orgelklängen den unverkennbaren sound verpaßte und für die er auch zahlreiche songs mitverfaßte.
turntable - 22. Jul, 20:12