Live Classics Vol. 11

AC/DC - If You Want Blood - You´ve Got It
also für die hardcore-fans der ersten stunde, ist ja AC/DC ohne frontmann Bon Scott, wie bier ohne alkohol. dieser war technisch gesehen wohl nicht der beste sänger, doch er verkörperte den rock & roll lifestyle - live free, die young - bis ins letzte detail. ein bodenständiger working-class-rocker, mit einer röhre wie die werksirene einer whiskydistillery. ihm war keine droge zu hart, kein drink zu viel und keine frau zu wild. er war als erster an der bar sowie der letzte unterm tisch. versäumte aber totzdem keinen bandtermin.
geboren als Ronald Belford Scott am 9. juli 1946 in kirriemuir, schottland, zog die familie als er sechs war nach australien. dort wurde er in der schule wegen des schottischen akzents "Bonnie Scotland" (nach einem alten Laurel & Hardy streifen) gerufen. daraus wurde Bon und dieser name blieb ihm. er sang in diversen lokalen bands, hatte verschiedene jobs, die ihn nicht ausfüllten, später eine ehe (Irene), in der er sich gefangen fühlte und somit in scheidung endete sowie (anfangs) eine musikalische karriere, die sich als rohrkrepierer entpuppte. alkohol, plus alles was man sich sonst noch reinziehen konnte, war sein rettungsanker, mit ihm marschierte er richtung dreißig. da traf er einen ehemaligen bandkollegen wieder, Vince Lovegrove, der mittlerweile konzerte veranstaltete und ihn auf eine junge truppe namens AC/DC hinwies.
diese wurde angeführt von Angus & Malcolm Young. beide entstammten gleichfalls einer (mehrköpfigen) schottischen einwandererfamilie, die 1963 nach australien kam. ihre karriere im business war irgendwie vorgezeichnet. kurz nach der ankunft gründete ein bruder (George) mit vier kumpeln erfolgreich die Easybeats und ermöglichte den beiden (Angus & Malcolm) plus mitmusikern jahre später, in zusammenarbeit mit seinem (dann) ex-kollegen Harry Vanda, ihre ersten aufnahmen wie veröffentlichungen und sie kümmerten sich auch um produktion samt management. ein anderer (Alexander) spielte gegen ende der 60er in einer londoner band namens Grapefruit (benannt nach einem Yoko Ono buch), die im The Beatles umfeld aufgestellt war.
Angus & Malcolm hatten bereits erste gehversuche in verschiedenen lokalen bands hinter sich, ehe sie 1973 etwas gemeinsames starteten. da kam dann schwester Margaret mit der namensempfehlung AC/DC gerade recht. paßte total zu den elektrisierenden (durchschnittlich) drei voll-oktan-riffs, welche ihren auf rock & roll basierenden, im blues verwurzelnten und mit boogie gewürzten hard rock ausmachten. ein halbes jahr später guckte sich die formation nach einen neuen sänger um, denn mit dem vorhandenen, Dave Evans, sah man keine zukunft.
auftritt Bon Scott, der anfangs nicht sonderlich angetan war, doch vorerst nichts besseres in der hinterhand hatte. hingegen war er für die Young brüder im ersten moment zu alt. nach anfänglichem beschnuppern als auch einer gemeinsamen session, war man aber im geschäft. neben dem Young-duo an den gitarren sowie Bon am mikro, komplettierten Phil Rudd (schlagzeug) samt Mark Evans (baß), der ungefähr zwei jahre später durch Cliff Williams ersetzt wurde, den fünfer.
die ersten beiden lps ("high voltage", "t.n.t.") erschienen nur in australien, wurden aber anfang `75, nach labelwechsel, weltweit als (abermals) "high voltage" kompiliert. danach kam "dirty deeds done dirt cheap", "let there be rock" und im mai `78 "powerage", dessen tour mit dem hier zelebrierten liveknaller dokumentiert wurde. aus einer zeit, als sie noch kein überlebensgroßes stadion-monster waren und sich den hosenboden wund spielten, um eventuell ganz nach oben zu kommen. rotzig, roh, dreckig, kompakt, wild, erdig - dieser eindruck wird vermittelt. das testoseron spritzt förmlich aus den verstärkertürmen, bis in die letzten reihen.
mit dem boogie-kracher "riff raff" wird der reigen verheißungsvoll eröffnet. das publikum ist von beginn weg voll dabei und auch selbst hat man die luftgitarre sofort im anschlag, läßt sie nicht mehr los, unterbrochen nur vom zeitweisen in-die-hände-klatschen. "hell ain´t a bad place to be", "bad boy boogie" - keine ruhepause und man ertappt sich dabei, wie man gestelzt, in Angus-manier, durchs zimmer stampft. beim gemächlich startenden "the jack" hat man erstmals gelegenheit sich den schweiß, mit einer über gebühr benützten socke, von der stirn zu wischen - blues kann nicht dreckig genug sein. anschließend klingt die a-seite mit "problem child" (da werden kindheitserinnerungen wach) voll durchgeknallt aus. das umdrehen der scheibe erfolgt reibungslos und kaum hat sich die nadel gesenkt, durchzucken, eingepeitscht durch die haltlose meute, die eröffnungsriffs von "whole lotta rosie" den körper. spätestens beim darauffolgenden "rock n´ roll damnation" reißt man sich den lästigen schulranzen endgültig vom rücken. "high voltage" steht für krämpfe in den beinen sowie rauchende hände, "let there be rock" und man rotiert am boden liegend. zum abschluß gibt einem "rocker" endgültig den rest. danach versucht man das mobiliar wiederherzustellen.
bis heute überstrahlt dieses live-album alle späteren der band. die erfolgskurve zeigte danach weiter nach oben und auch die plattenfirma (Atlantic Records) wollte mehr. dies begann schon beim aufnahmeprozeß. der nächste wurf, die studioplatte "highway to hell", wurde griffig produziert vom zaubermeister Robert "Mutt" Lange. ebenso wurde das vertraute management ausgetauscht. nun gab es vermehrt radioeinsätze wie fernsehauftritte, der durchbruch in den staaten war gelungen. der tonträger wurde abermals ordentlich betourt, über den jahreswechsel hinaus.
am 18. februar 1980 ging Scott, der jetzt eine wohnung in london besaß, mit einem freund - Alistair Kinnear - ebendort auf sauftour. man zechte was das zeug hielt (eher mehr) und als es dann in den frühen morgenstunden in Kinnear´s auto nach hause ging, trat Bon total weg und war nicht mehr zu wecken - nicht das erste mal. angeblich deckte ihn Alistair daher mit einer decke zu und ging in seine wohnung (Alistair´s) rauf zum schlafen. erst am kommenden abend fiel ihm Scott wieder ein und als er unten nachsah, war (scheinbar) jedes leben aus dessen körper gewichen. der tod wurde schlußendlich, in form einer alkoholvergiftung, in den frühen morgenstunden des 20. februars im krankenhaus protokolliert. Bon Scott war geschichte, doch AC/DC hatten/haben noch lange nicht fertig.
turntable - 19. Jun, 20:33
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