Antriebskraft

theoretisch könnte man davon ausgehen, daß es einer formation nur möglich ist ihre grenzen auszuloten, den produktiven gipfel zu erklimmen, wenn es intern auch ordentlich brodelt. meine die nudeln werden nur exakt "al dente", wenn das wasser richtig kocht. spannungen, streitereien, zwietracht, wut, tätlichkeit, eskalation - all dies erzeugt energie, negativ oder positiv, ein antrieb ist es allemal.
bei The Beatles gab es (zumindest) nach "sgt. pepper´s lonely hearts club band" die ersten risse im fundament. das studio wurde mitunter zum emotionalen kochtopf. Paul & John, die einstigen brüder im geiste, entfernten sich immer mehr. George & Ringo konnten wie wollten nicht immer alles aufsaugen. nur die gemeinsame sache hielt sie (noch) weiter auf kurs. bis der deckel davonflog. ähnliches bei ihren freunden als auch rivalen The Rolling Stones. hier hatten bzw. brauchten der perfektionist Mick Jagger und der lebemann Keith Richards ihre reibereien. dieser funkenflug hielt die flamme am lodern. die restlichen protagonisten standen, nachdem Brian Jones entsorgt war, in der schußlinie oder gingen in deckung. aber nachdem sich der pulverdampf verzogen hatte, arbeiteten sie wieder an der gemeinsamen musik. jedoch hat sich das ganze längst zu einer vernunftehe gewandelt, welche ihre (show-) meinungsverschiedenheiten über als auch für die medien austrägt. an der verbliebenen glut kann man sich nicht mal mehr die zehen wärmen.
die kurzlebigen Cream bestanden aus drei egos, wovon jeder seine nächste stufe erreichen wollte - mit oder ohne die anderen. dies löste eine kernschmelze aus, die genug energie für drei gepriesene alben freisetzte. nur wurde die formation schluendlich von der druckwelle ausgelöscht. (negative) strahlung ist bis zum heutigem tage meßbar. Pink Floyd wiederum artete in den 70ern intern zu einem hahnenkampf zwischen Roger Waters und David Gilmour aus. dieser machtclinch trieb sie voran und das output-level nach oben. wer nicht mitzog blieb auf der strecke. als das ringen zu ende bzw. entschieden war, zerrte man nur mehr v0n der vergangenheit.
bei Deep Purple spielte es zeitweise jeder gegen jeden. seilschaften gab es nur, wenn es galt jemanden aus der band zu drängen. Ritchie Blackmore hatte immer eine hand am benzinkanister, damit der flächenbrand nicht erlischt. manchmal war es ein kommen & gehen und für außenstehende eventuell unklar, wer jetzt eigentlich dabei ist. neue aufstellungen brachten andere richtungen, es blieb somit spannend bis zum (vorläufigen) schluß. Oasis sorgten ebenso für abwechslung im alltag. ihre beste promotion war der unfriede zwischen Noel & Liam Gallagher, oder beide gegen die anderen. ein interview, bei dem dieser bruder dann jenen beflegelte, war das beste, was einem/r journalisten/in passieren konnte. die atmosphäre war ohnehin stets aufgeheizt, dies trieb sie voran. bei den proben, im studio, live, backstage, überall dampfte es. sie gerieten sich sogar beim feiern in die haare. zankten so lange rum, bis jemand raus war - der nächste, noch einer, ende. andererseits brachte sie diese explosive stimmung ganz nach oben.
The Velvet Underground´s kreativköpfe Lou Reed sowie John Cale konnten sich schon nach dem ersten album nicht mehr riechen - oder kamen dann erst dahinter. Cale strich bald die segel, Reed rührte weiter um, bis er letztlich von bord sprang, seinen eigenen kurs fuhr. zwischenzeitliche reunions konnten alte gräben nicht schließen, aber genau in jenen tiefen fanden sie einst ihr kreativpotential. paradefall Don Van Vliet, besser bekannt als Captain Beefheart. er erzeugte innerhalb seiner Magic Band bewußt spannungen, weil er sich kreatives, produktives aus dem resultierenden chaos erhoffte und oft genug auch bekam. ein plan oder auch geregelter ablauf, war bei ihm nicht erwünscht. er sah dies als fessel denn segen. war natürlich nicht jedermanns sache, was sich im musikerwechsel niederschlug.
spekulation oder tatsache, aber beispiele gibt es genug. manche der beteiligten hielten es länger aus, andere hatten früher die schnauze voll, doch bei allen genannten könnte man bilanzieren, daß der ärger sich gelohnt haben dürfte - zumindest für die konsumenten. wäre das ganze friedlicher verlaufen, hätte es die jeweilige formation möglicherweise länger gegeben. ob jedoch der output gleichwertig gewesen wäre, bleibt offen. emotional gesehen, ist es für die direkten beteiligten mitunter schädlich, narben bleiben zurück - doch kunst muß leiden.
turntable - 5. Feb, 16:43
Trackback URL:
https://vinylbox.twoday-test.net/stories/64967888/modTrackback