Sonntag, 1. April 2012

Wertmissachtung

utopia


also mir persönlich tut es immer weh, wenn ich jemanden sehe, der irgendwie schlampig mit vinyl umgeht. beispielsweise die scheibe salopp aus der inner-sleeve zieht und dies mit allen fünf fingern an der rille. davon muß ich mich für gewöhnlich mit schaudern abwenden. wogegen andere es wiederum lächerlich finden, daß ich meine platten wie rohe eier behandle. ist eben ein unterschied, ob etwas für eine/m ein heiligtum darstellt, oder eben als gebrauchsgegenstand gesehen wird bzw. als werkzeug dient. aber gar kein verständnis kann ich für mutwillige zerstörung aufbringen. schon gar nicht, wenn es sich um kulturgut handelt. jedoch genau hier treten fanatiker, fundamentalisten, verblendete oder schlicht spinner auf den plan. denen ist in ihrer quasi mission nichts mehr wertvoll. daran hat sich nichts geändert und das hat die geschichte bereits häufig bewiesen - auch was die musik und ihre trägermedien betrifft.
so löste John Lennon im u.k., märz `66, mittels seines gewohnt launisch-provokanten statements, The Beatles seien nun "bigger than Jesus", ebendort kaum ärgernis aus, doch als im august die u.s.-tour anstand, wurde im vorfeld von der dortigen journaille die suppe wieder aufgewärmt. dies diente so manchen eiferer als weckruf, erhitzte sich infolge immer mehr und kochte schließlich im ohnehin brodelnden süden der staaten über. hier starteten zwei radio deejays ( Tommy Charles & Doug Layton) die ban the Beatles-kampagne und hatten damit, zumindest was die rundfunkeinsätze betraf, teilweise auch erfolg. weiters wurden ihre tonträger boykottiert, drohungen ausgesprochen, demonstrationen abgehalten und die hetze mündete schlußendlich in hirnlose, öffentliche verbrennungen von schallplatten der pilzköpfe. ein photo davon diente übrigens der progressiven rockband um Todd Rundgren - Utopia - 1982 als cover (in abgewandelter form) für "swing to the right". die damalige haßwelle gegen die liverpooler diente auch dem Ku Klux Klan zur bühne. so mancher mitarbeiter der jeweiligen ortsgruppe tauchte vor konzertlokalitäten auf, um die stimmung anzuheizen und bei manchen vereinsabenden wurden symbolisch The Beatles longplayer ans kreuz genagelt. wenn es ganz heiß her ging, wurde das ganze auch noch angezündet. letztlich schwappte die scheiße auch noch nach mexiko und in andere staaten rüber. Lennon wurde in weiterer folge vom management zu einer richtigstellung überredet, um die wogen zu glätten.
doch es war bei weitem nicht die einzige, mutwillige vernichtung von tonträgern. disco sucks war die idee des frustrierten rock radio djs Steve Dahl, der seine felle davonschwimmen sah, weil die disco-musik damals die große nummer war, die charts als auch clubs und den hörfunk dominierte. aber er war nicht der einzige, dem diese vorherrschaft stank. somit organisierte er für den denkwürdigen 12. juli 1979, als pausenattraktion zum baseballspiel Chicago White Sox vs. Detroit Tygers, ein großes disco-vinyl-vernichten. wer eine platte dieser musikrichtung dabeihatte, kam um 98 cent rein. so kamen zig-tausende scheiben zusammen. diese wurden in einem stahlcontainer gesammelt und anschließend zur explosion gebracht. jener müde spaß machte weltweit schlagzeilen und stärkte die gegner dieser tanzbewegung. bald danach verlor disco (zu großem teil auch selbstverschuldet) den platz an der sonne und wurde wieder mehr in den underground zurückgedrängt, aus dem es gekommen war. Steve Dahl und seine handlanger konnten wieder ruhiger schlafen.
zu beginn der 80er schlug das pendel dann in die andere richtung aus. aufgrund der politischen lage hatten fanatische, christliche gruppierungen in den vereinigten staaten rückenwind und das zu bekämpfende böse sahen sie in der rockmusik wie auch in deren protagonisten. jede/r musiker/in der härteren fraktion war praktisch ein/e satansjünger/in, welche/r die botschaft des teufels ans demütige volk verbreitete. sich selbst sahen die selbsternannten gutmenschen als moral majority und hörten zudem aus jedem stück vinyl verborgene botschaften heraus, plaziert um die jugendlichen in ihren bann zu ziehen als auch in die sünde zu treiben. fundamentalistische radio-moderatoren hetzten, nahe medien schürten, unterwanderte elternvereine tobten, kirchenführer verteufelten, labile politiker popularisierten und sogar das FBI sah sich zur einmischung gezwungen. beliebte feindbilder waren unter anderen Led Zeppelin, Judas Priest, Slayer oder Iron Maiden. es kam zu plattenverbrennungen, öffentlichen zerstörungen und sogar bei gottesdiensten wurde sinnbildlich vinyl gebrochen. das aufkommen der cd kühlte die aufgereizte stimmung wieder ab - vorerst.
denn als Yusuf Islam im februar 1989 das von Ayatollah Khomeini über Salman Rushdie, in bezug auf dessen buch "the satanic verses", ausgesprochene todesurteil mehr oder weniger goutierte, brach in verschiedenen ländern ein sturm der entrüstung gegen den einst als Cat Stevens bekannten singer/songwriter aus. Tom Leykis, der in los angeles eine rundfunk-sendung hatte, rief zum boykott des sängers auf und organisierte eine großangelegte verbrennung seiner werke, die jedoch von der feuerwehr im vorfeld untersagt wurde. so fuhr man als gegenstück eben mit dem bulldozer über die tonträger. davon inspiriert fanden auch in anderen ländern solch zweifelhafte happenings statt.
den haß der amerikanischen öffentlichkeit bekam 2003 in ähnlicher weise das weibliche alternative country trio Dixie Chicks zu spüren. während eines konzerts im londoner Shepard´s Bush Empire, märz `03, kritisierte lead-sängerin Natalie Maines den u.s. präsidenten George W. Bush jun. plus dessen (bevorstehenden) irak-feldzug. was in der themse-metropole (zumindest vom anwesenden publikum) noch mit zustimmung bedacht wurde, löste in der heimat, beim rechten flügel sowie blinden patrioten, massiven ärger aus. die anhängerschaft der einst beliebten, erfolgreichen formation halbierte sich und für viele kurzsichtige waren sie nur mehr die Dixie Sluts. boykotte, anfeindungen, beschimpfungen, morddrohungen, proteste und als höhepunkt, wurden cds des dreiers verbrannt oder mit baggern plattgemacht. die staaten-tour mußte abgesagt werden, weil viele den shows fernblieben sowie sponsor Lipton sein soft-drink-image nicht besudelt haben wollte. das gesamte drama wurde später mit der dokumentation "shut up & sing" aufgearbeitet. die Dixie Chicks spielen, trotz damaliger, öffentlicher entschuldigung, nunmehr zwei etagen tiefer.
zusammengefassend sieht man, wenn das feuer des wahnsinns lodert, schmelzen werte wie grenzen dahin und die vernunft löst sich in rauch auf. gleichfalls wird die moral von jenen am meisten mit füßen getreten, welche am lautesten danach rufen. zweifelsohne wird aufkeimender hass auch weiterhin fruchtbaren boden vorfinden.

Sonntag, 25. März 2012

Scharfmacherei

chili


wer schon ein paarmal auf konzerten war kennt sie, diese stände innerhalb der lokalität, an denen die auftretenden künstler/innen fanartikel anbieten. dieses sortiment hat in den letzten jahren an bedeutung gewonnen, auch plattenfirmen haben sich eingeklickt, wogegen es früher rein eine sache der musiker/innen war, denn für die record companies war dieses segment uninteressant. aber heute saugen sich die konsumenten den tonträger irgendwo aus dem netz oder ziehen sich eine kopie, vom bereits selbstgebrannten album einer bekannten eines freundes. doch eventuell kauft sich jemand (oder mehrere) aus dieser kette eine eintrittskarte und erwirbt dann vor ort das zum event passende shirt bzw. sonstiges zeugs.
jedoch, sogar wenn man schon um einiges älter ist als das durchschnittliche konzertpublikum, dann waren sie trotzdem schon immer da, diese typen, die nach größeren konzerten, vor den hallen, organisiert aber einzeln, inoffizielles merchandise anbieten. sie kommen mit großen sporttaschen, vollgestopft hauptsächlich mit tees, aber auch sweater, schals, caps, posters und breiten ihr sortiment am asphalt auf, um es marktschreierisch zu offerieren. die preise dafür sind oft bis zu zwei drittel unter denen der legalen ware, indoors. aber dies wirkt sich natürlich auf die qualität aus. da kann es schon passieren, daß man ein solches tour-souvenir nach dreimal waschen nur mehr an die wand nageln kann, da es jegliche form verloren hat - sofern noch ein aufdruck vorhanden. zur ehrenrettung sei gesagt, auch bei rechtmäßig erworbenen exemplaren ist dies schon vorgekommen. dagegen sind die motive bei den produktpiraten gelegentlich besser. früher hatten diese, im soge der bands reisenden händler, mitunter auch mal das eine oder andere bootleg-tape zur auswahl und falls sie sich schon vorab im bereich der venues herumdrückten, fischten sie für spätentschossene zusätzlich noch ein ticket aus der hosentasche. mittlerweile sind die vertriebszweige aufgeteilt.
jetzt war beim NME zu lesen, daß die führende music merchandise company Bravado International Group, den im tampa, florida ansässigen Mike Smith (nicht der eishockey-spieler) diese woche verklagt hatte, weil er mit unlizensierten Red Hot Chili Peppers t-shirts handeln würde. wogegen Bravado die exklusivrechte für sämtliche fan-artikel des vierers innehat. nebenbei sei erwähnt, nicht nur diese, sondern u.a. auch Michael Jackson, Lady Gaga, Kayne West, The Killers, Lamb Of God etc. . ein überraschendes repertoire könnte man meinen, wenn man nicht wüßte, daß die firma zur Universal Music Group gehört. weiters wirft man Smith vor, er hätte seine illegale bekleidung an den stil der original-ware angepaßt und schädige damit die reputation der klagenden partei. so ziehen sie nun gegen den ungeliebten schatten-konkurrenten vor gericht. wohl auch um ein abschreckendes exempel zu statuieren. das ganze paßt auch vom datum her, denn am 29.3. starten die Chili Peppers, just im Tampa Bay Times Forum, ihre "i´m with you" nordamerika-tour. dies verspätet, denn sänger Anthony Kiedis hatte fußprobleme und somit mußte der start verschoben werden. möglicherweise überlegt sich jetzt manch eine/r mit der gefälschten kollektion vor ort aufzutauchen und überhaupt.
in früheren zeiten wurden diese angelegenheiten zum teil noch direkt gelöst. da knöpfte sich die roadcrew der betroffenen musiker/innen, lästig gewordene mitanbieter vor und nahm ihnen die ware ab. als draufgabe gab es noch eine tracht prügel. aber die big player führen heutzutage natürlich die feine klinge und fordern daher Mike Smith via anwälte zur einstellung des handels, vernichtung der lagerbestände sowie ersatzzahlung für geschäftsschädigung auf. nachdem man der tonträger-piraten-industrie (mehr oder weniger) das handwerk legen und auch professionelle filesharing-plattformen zurückdrängen konnte, sind wohl jetzt die bootleg-couture-dealers an der reihe. ein kampf bis aufs letzte hemd steht bevor.

Sonntag, 18. März 2012

Berufskrankheit

inthrough-the-outdoor


es ist immer traurig anzusehen, wenn jemand der/die mit besonderem talent gesegnet ist oder sich besonders hohe sympathiewerte erarbeitet hat, sein/ihr ganzes können beziehungsweise haben, aufgrund von mißbrauch oder sucht nach zweifelhaften hilfsmitteln, gegen die wand fährt. da wird dann aus der zweiten reihe gerne eingeworfen, daß der erfolg eine/m eben kaputt macht. aber wo bitte steht geschrieben, daß man dem größenwahn freien lauf lassen bzw. alle leinen lösen und die (innere) sau permanent auf trab halten muß? klar, je weiter man nach oben kommt, desto dünner wird die luft und da sehen manche heftige flüßigkeits- wie substanzzufuhr als unerläßlich. aber es geht unvermeidlich auch wieder in die andere richtung und dann macht es den unterschied aus, wie lange dies dauert. ob man runtersteigt, -schwebt oder -springt. drogen, alkohol, arzneimittel und was eine/m sonst noch zudröhnt oder kurzfristig aufputscht, sind allzuoft strom aber auch sargnagel in der musikszene. anfangs antrieb, später ballast, schlußendlich bremse, die zum stillstand führt.
nahezu jede/r weiß, daß wunder-gitarrist Jimi Hendrix nach bereits längerem (drogen) mißbrauch an den folgen einer überdosis starb. er wurde keine 28 jahre alt. saiten-künstler Tommy Bolin starb exakt an seinem 26. geburtstag. er besorgte sich zur feier des tages einen megarausch aus morphium, kokain sowie harten getränken. als er einst Ritchie Blackmore in Deep Purple ersetzte, schien er am höhepunkt angekommen, doch die sucht zog ihm runter. jedoch litt er schon seit jahren darunter. schlußendlich konnte Bolin nur mehr einfache akkorde spielen, da sein arm mit jeder nadel die er sich setzte, unbeweglicher wurde. nicht nur ein schleichender tod des körpers, sondern auch der karriere.
1980 erstickte nicht nur AC/DC sänger Bon Scott, nach ausgiebiger sauftour plus der einen oder anderen substanz als unterlage, weniger geschmackvoll am eigenen erbrochenem, sondern, ein paar monate später, auch der legendäre Led Zeppelin schlagzeuger John Bonham. beide waren knapp über 30 und bekannt für ihren vollgas-lebensstil. apropos drummer, einer der hier voll ins bild paßt ist The Who teufels-sticksman Keith Moon - auch in punkto alter ist er dabei. er war erprobter kampftrinker, koks-staubsauger und auch sonst nahm er gerne mal etwas mit. die tabletten, welche sein suchtverhalten bekämpfen sollten, nahm er wie Tic Tacs - bis er sich 1978 für immer hinlegte. einen trommler habe ich noch - Dennis Wilson. er beabeitete von beginn weg die felle beim (damals praktisch) familienbetrieb The Beach Boys und schrieb auch bei ein paar songs mit. verfiel aber in der erfolgseuphorie den harten getränken wie giften. investierte in weiterer folge sein gesamtes vermögen in die befriedigung seiner abhängigkeit. bis er so blank war, daß er teilweise auf die gunst von freunden angewiesen war. der strandjunge ertrank ende `83, schwer alkoholisiert, beim sinnlosen spaßtauchen im rahmen einer bootstour.
gleichfalls sind uns allen noch die tode von Amy Winehouse als auch Whitney Houston in schlechtester erinnerung. erstere soff mit dem sensenmann um die wette und nahm außerdem noch manch anderes um bei laune zu sein, zweitere sang zwar nicht von "rehab", absolvierte jedoch mehrere, die in summe das ende aber nur hinauszögerten. wogegen besagte einrichtung zu zeiten der kozmic-blues-röhre Janis Joplin noch nicht gebräuchlich war. sie setzte ihren dämonen, die in form von unsicherheit wie angst auftraten, flaschen voll alkohol plus alles was die dealer so dabeihatten entgegen. 1970 besiegelte heroin ihr schicksal.
davon könnten auch andere ein lied singen, wenn sie noch leben würden. so der original Pretenders bassist Pete Farndon. er wurde mitte `82, nach dem zweiten longplayer ("II"), von ex-freundin & bandleaderin Chrissie Hynde aus der band geworfen, weil seine trink- wie drogeneskapaden die musikalischen fähigkeiten massiv beeinträchtigten. weniger als ein jahr später ertrank er, nach einem verabreichtem schuß, in der badewanne. sein bester (drogen-) kumpel in der band war gitarrist James Honeyman-Scott. der wiederum starb kurz nach der ausbootung Farndon´s an einem schlummertrunk aus heroin & kokain. dieser doppelschlag schwebt heute noch über dieser formation.
bloß ein kleiner auszug aus einer ellenlangen liste, der jährlich neue namen hinzugefügt werden und die trotzdem nicht abschreckt, weil jede/r glaubt, sie/er hätte ohnehin alles im griff. andererseits ist das motto "live free & fast and die young" die basis des rock & roll. also wer lange genug lebt um davon zu erzählen, hat anscheinend nicht genug gas gegeben - oder vielleicht doch glück gehabt.

Sonntag, 11. März 2012

Snobismus

live1


je weiter manche leute nach oben kommen, desto ausgeprägter werden mitunter ihre macken. da reicht es einem/r musiker/in oft nicht mehr, wenn hinter der bühne canapés & champagner gereicht werden, da muß letzteres schon ein bestimmter jahrgang vom südhang, einer gewissen kellerei sein. dazu nüsse, welche von kinderhänden geerntet wurden, kaviar direkt vom Kreml, mit butter aus milch von trächtigen kühen, auf im mondlicht gebackenen weißbrot und wasser aus dem himalajagebirge zum nachspülen. als abschluß sollten weiters zigarren bereitliegen, die von nackten kubanerinnen an ihren körpern gerollt wurden. so oder ähnlich gewünscht von menschen, welche einst in mülltonnen nach nahrung fischten, als straßenmusiker/in für jede münze dankbar waren oder arbeitslos bei den eltern abhingen und im späteren taumel des ruhms oft vergaßen, woher sie gekommen sind. in den frühzeiten des rock & roll und auch teilweise in den 60ern, da gab es getränke, eventuell ein paar häppchen sowie manchmal zigaretten. je ertragreicher das geschäft, umso größer wurden die ansprüche.
Rider, auch Hospitality Rider oder Backstage Rider nennt man in der fachsprache die von künstlerseite diktierte auflistung von lebensmitteln plus sonstigen dingen, die den aufenthalt der protagonisten im hinteren, abgegrenzten teil der veranstaltungs-lokalität so bequem wie möglich machen sollen. da steht dann nicht nur bier geschrieben, sondern ebenso wieviel, welche marke, art als auch abfüllmenge. die beschaffenheit der einrichtung plus sonstigen utensilien, menge wie größe der handtücher, bademäntel, wäsche etc. . dabei kann schon einiges zusammenkommen, was den lokalen ausrichter schwitzen läßt.
natürlich gibt es auch heute noch stars, die eher bescheidene wünsche haben. tantra-sexperte Sting soll einer davon sein. ihm genügt, überzogen ausgedrückt, grüner tee und eine matte für seine yogaübungen. mehr oder weniger pflegeleicht auch brachial-musikant Kid Rock. abgesehen von jeder menge alkohol will der alte schweißfuß bloß socken zum wechseln. electro-veggie Moby hingegen läßt gleich die ganze abgetragene unterwäsche vor ort zurück. er besteht unter anderem auf mehrere garnituren neuware, für den sicheren abgang. zum waschen ist auf tour eben wenig zeit und all die schmutzwäsche mittransportieren, vergiftet bloß das interne klima. auf der anderen seite haben junge newcomer, die mit klapprigem gefährt von einer pißbude zur nächsten tingeln, keinen anspruch auf sonderwünsche. die bekommen vom veranstalter, mit etwas pech, einen kübel eintopf nach art des hauses aufgetischt, welcher schlußendlich die wahl läßt, zwischen hungrig in die koje oder die reisezeit zum nächsten auftrittsort auf dem bus-lokus zu verbringen. möglicherweise rächt man sich dafür dann, wenn man es geschafft hat.
die standardgeschichte bezüglich abgefahrener künstlerwünsche, kommt für gewöhnlich aus dem Van Halen lager. die hatten in ihren hoch-zeiten auf der megaliste immer eine schüssel mit M&Ms, wobei keine braunen dabei sein durften. sänger David Lee Roth erklärte mal, daß dies der tester war. denn wenn diese kleinigkeit nicht klappte, fehlte es wohl auch bei den wirklichen, für die show relevanten dingen am Technical Rider. er war es auch, der im märz 1980 in der (damaligen) University Of Southern Colorado den ruhebereich kurz & klein schlug, weil er dragees unerwünschter farbe entdeckte. tja, strenge rechnung, gute freunde. auch der fürst der finsternis, kinderschreck Marilyn Manson stellt teuflische ansprüche. die ihm zugeteilten räume müssen (im sommer) zum frösteln gekühlt sein, weiters unlimitierte liter dieser braunen brause, ausreichend gummibären einer bonner firma, knabbereien und mitunter schockt er die booking agency indem er (spaßhalber) vertraglich nach einer glatzköpfigen, zahnlosen prostituierten verlangt.
aber da kann punk-uronkel Iggy Pop gleichermaßen mithalten. er verlangte 2001 bei einem schottischen festival 7 zwerge. diese sollten nach Disney´s "snow white" kostümiert sein. zur erleichterung der aufgabe konnten die darsteller auch größer als üblich sein, sie sollten bloß glaubhaft wirken. in ähnlicher manier wollten die grapscher der Bloodhound Gang einst einen lebenden affen und möchtegern Hank Williams III wollte ein anderes mal, zusätzlich zum primaten, einen weißen hai. billiger gaben es da die hair-metal-rabauken Mötley Crüe, sie wünschten sich eine boa constrictor.
weniger mit tieren hat es hip-hop-loverboy Pharrell Williams. er wollte bauchtänzerinnen, welche ihm die wartezeit vertreiben sollten. "Weird Al" Yankovic brauchte hingegen bei seiner 2003er tournee zwei ausgebildete tänzmädchen, die gleichfalls auf der bühne einsetzbar waren. selbstverständlich wurde auch hinter der bühne das bein geschwungen. bodenständiger ist da schon die besatzung der hard-rock-dampfmaschine AC/DC. bei ihnen stehen mittlerweile sauerstofftanks ganz oben auf der liste. gleiches galt vor ein paar jahren noch für gevatter James Brown. die kehrseite hingegen stand bei den 2009 aufgelösten, alternativen jammer-rockern Live im fokus. sie bestanden auf einweg-abdeckungen für die klobrille, wogegen man bei superstar Madonna ohne neue, ungebrauchte toiletten keinen auftrag hat. funk-wicht Prince wiederum pocht auf mit plastikfolie abgedeckte speisen plus einer fachgerecht gesetzten vitamin b12 spritze, um sein wirres blutbild in ordnung zu halten.
so hat eben jede/r seine launen. die einen bestellen sich dies & jenes und rühren dann kaum etwas an, wogegen andere alles mitgehen lassen, was nicht niet- & nagelfest ist. manch eine/r dreht durch, wenn irgendetwas nicht paßt, doch der/die nächste weiß gar nicht mehr, was bestellt wurde. diese geben strikte anordnungen wie der backstage-bereich aussehen muß, jene wollen bloß ihre ruhe und ungestört sein. wobei die big player ohnehin die meiste zeit im hotel abhängen, kurz vor dem auftritt ankommen um anschließend gleich wieder im bademantel via limo oder gar hubschrauber zu verschwinden. da war dann das ganze tamtam für arsch & friederich.

Sonntag, 4. März 2012

Bereicherungen

hatte mal diese auflistung von Enttäuschungen, über aus blindem vertrauen gekaufte longplayer, respektierter künstler/innen, die sich nach genauer betrachtung bzw. anhörung als quasi schuß in den ofen erwiesen. um aber nicht immer nur schwarz zu malen, möchte ich hier nun 5 lps alphabetisch aufreihen, die grundsätzlich einen schlechten ruf haben - jedoch unverdient. sie werden von künstlern wie (stamm-) publikum eher stiefmütterlich behandelt, von kritikern teilweise abgelehnt, von labels oder management teils gemieden, von mir jedoch respektiert. okay, ist eben ansichtssache. kommt natürlich vor, daß einem/r etwas gefällt, wo andere, möglicherweise gar die mehrheit, abwinken und umgekehrt. man frägt sich dann, warum manche diesen wert nicht sehen oder, im anderen extrem, wie jemand daran überhaupt gefallen finden kann.
hier nun 5 alben, die zwar keine meisterwerke sind, doch (meiner meinung nach) unter ihren wert geführt werden;



dylan
BOB DYLAN - Dylan
die dylanologen der hardcore-front bekommen wohl bei der
bloßen erwähnung dieses longplayers, der teilweise auch
"a fool such as i" hieß, einen hitzeausschlag. befinden sich
doch ausschließlich coverversionen auf dieser lp, keine
einzige komposition des gewürdigten songwriters. für mich
aber ist das hier besser, als alle seine neuveröffentlichungen
der letzten, gut 20 jahre plus die religiöse phase. als Bob 1973
seinen langjährigen partner Columbia Records verließ und per
handschlag zu Asylum Records wechselte, waren erstere ver-
schnupft und brachten auf eigene faust diesen titel heraus.
zusammengestellt aus outtakes, welche um 1970 herum auf-
genommen, jedoch nicht verwendet wurden. keine zwei jahre
später war der meister wieder zurück im nest und die platte
mit intepretationen von "lily of the west", "mr. bojangles"
oder "big yellow taxi" wurde aus dem sortiment gestrichen.


instinct
IGGY POP - Instinct
der katalog des u.s.-punk-helden ist generell eine achterbahn-
fahrt für die gehörgänge. orientiert sich mitunter an seiner
jeweiligen verfassung. in der ersten häflte der 80er kämpfte
Iggy mit einem massivem drogenproblem, dementsprechend
unterschiedlich war der output. sein alter kumpel David Bowie,
der zum selben zeitpunkt wieder mal ein revival erlebte, eilte
zur hilfe, co-produzierte das eingängige, relativ erfolgreiche
`86er werk "blah-blah-blah" und schrieb auch bei ein paar
songs mit. aber für die folgende (diese) veröffentlichung,
drehte Pop wieder alles um, neue leute kamen zum zug.
nur ex- Sex Pistols Steve Jones, zuletzt nur im hintergrund,
blieb und übernahm die gitarre. der daraus resultierende
longplayer war, zum schrecken der plattenfirma, das totale
gegenstück zum vorgänger - härter, metallischer, treibender.
teilweise kam der alte Stooges-geist wieder auf. doch die ur-
gemeinde war noch sauer wegen "blah", den neuankömmlingen
wiederum war dieses teil zu rüde - A&M Records verzichtete
infolge auf eine vertragsverlängerung.


give-out
PRIMAL SCREAM - Give Out But Don´t Give Up
mit ihren `91er meilenstein "screamadelica" waren die
Primals zum passenden zeitpunkt, mit dem treffenden
output, am richtigen ort und die rasant angewachsene
anhängerschaft dachte, der rave würde niemals enden.
doch die damals ständig im umbau befindliche, ur-
sprünglich schottische formation, hatte bereits den
dancefloor verlassen, die drogen gewechselt und
zusätzlich eine überdosis Rolling Stones, Sly & The
Family Stone plus The Faces inhaliert. ergab in summe
diese erdige, größtenteils riffbetonte, in den (amerikanischen)
südstaaten verwurzelte `94er arbeit, welche auch noch den
einen oder anderen groove des vorgängers brachte. von
der acid-generation wurden sie dafür gesteinigt, die musik-
presse verspottete sie als Stones ripp-off und auch intern
gärte es in weiterer folge. die anschließende tour zerstörte
fast die band. empfinde diesen teil jedoch als besser, wie
alles was danach fabriziert wurde.


black-blue
THE ROLLING STONES - Black And Blue
als Mick Taylor die truppe im anschluß an "it´s only rock n´
roll", nach 5 1/2 jahren verließ, brachte er sie in turbulenzen.
teilweise während der fast viermonatigen aufnahmen zu
diesem, im april 1976 veröffentlichten album, wurden noch
auditions für einen neuen gitrarristen abgehalten. manch
einer davon ist darauf vertreten. schlußendlich einigte man
sich bekannterweise auf Ron Wood, der auch am (gatefold-)
cover abgebildet ist, obwohl er nur bei zwei stücken die saiten
bearbeitete - nebenbei singt er auch ein paarmal im hintergrund.
geblieben ist jedenfalls der "schwärzeste" Stones-longplayer
aller zeiten. funk, reggae, disco, jazz, blues - plus das übliche
geschrammel, steckt in "black and blue". genau dies brachte
viele der alten fans dazu die nase zu rümpfen. doch um dem
provokant entgegenzuwirken würde ich behaupten, daß es die
beste, nicht von Jimmy Miller produzierte platte ist.


rattle-hum
U2 - Rattle And Hum
jedes furz-album der iren wurde/wird abgefeiert, doch dieser
soundtrack zur gleichnamigen doku aus ende `88 fällt immer
durch den rost, wird gerne verteufelt, sinkt scheinbar jedes jahr
tiefer im ansehen. dabei ist jenes akustische bilderbuch zur
(praktisch) entdeckung der vereinigten staaten durch das quartett,
für meinen geschmack farbenfroher wie aussagekräftiger als die
filmversion. es wird eine reise durch amerikanisches kulturgut
in form von soul, blues, rock & roll sowie gospel geboten. hörbar
gemacht via live-material, cover-versionen, bekanntes im neuen
gewand als auch frische songs. doch nach dem davor eingespielten
megaseller "the joshua tree", waren die erwartungen dement-
sprechend hochgeschraubt, mit diesem (stil-) eintopf hatte die
angewachsene gemeinde nicht gerechnet. es gab zum teil vorwürfe
in richtung selbstdarstellung als auch größenwahn, was das gesamt-
paket betraf. dabei waren sie damit wohl, aus meiner sicht, bloß so
ehrlich/einfältig wie später nie wieder und im speziellem ist dies
hier besser, als alles nach "achtung baby".
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Vinyl über alles!

in jeder hinsicht, denn vinyl kann man theoretisch auch ohne strom- oder batteriebetrieb abspielen. es würde, rein mechanisch, sogar mit dem eigenen fingernagel funktionieren. probiert das mal mit einer cd, dvd oder mp3. oder eines der genannten formate rückwärts abzuspielen und dann auch noch die teuflische botschaft verstehen. viel vergnügen!

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